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Entdeckendes Lernen e.V.

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Karin Ernst

Entdeckendes Lernen und Wie ich dazu gekommen bin...

Vielleicht wegen Försters Pucki, Bettina dem Vespamädel und Herta, der Bordfunkerin. In den 50er Jahren gab es eine Menge interessanter Mädchen, die spannende Sachen machten, nur leider lebten sie im Wald, an der See oder im Internat und ich nicht. Überhaupt lebten sie nur in Büchern. Ich konnte deshalb immer viel zusammendenken und -träumen, aber mir mangelte es an Erfahrung. Lernen fand in Büchern statt und brauchte den Praxistest nicht zu bestehen. Fehler hatten höchstens eine schlechte Note zur Folge.

Im Studium ging es so weiter. Jetzt waren es die Kinder von Barbiana und aus der First Street School in New York und ihre Lehrer, die spannende Sachen machten. Aber selbst so eine Schule aufmachen?

Immerhin – ich begann, neue Seminarformen zu erproben und Konzepte für ein ganz anderes Lehrerstudium zu entwickeln, und die Idee des "forschenden Lernens" nahm Gestalt an.

Viele, die mich kennen, wissen von mir, dass ich einen Workshop zum Offenen Unterricht, den das "Tempelhofer Projekt" in Berlin im Frühjahr 1978 veranstaltet hat, als Schlüsselerlebnis und Tor zu ganz neuen Handlungsmöglichkeiten empfunden habe. Als Erwachsene waren wir aufgefordert, suchend, fragend, experimentierend, kreativ und direkt mit Papier umzugehen und dabei über unser Lernen nachzudenken. Erst, nachdem wir uns ganz auf unsere Erfahrungen eingelassen hatten, war es auch wichtig, zu überlegen, wie Kinder an die Sache herangehen und wie wir sie dabei unterstützen würden.

Aufgrund dieses Erlebnisses entstand schnell die Lernwerkstatt an der TU Berlin und nach und nach eine eigene Vorstellung davon, was Lernen eigentlich ist und wie dabei Handlungen und Denken, Ideen und Verstehen, kindliche Naivität und (er)wachsen(d)e Einsicht zusammen spielen.

Workshops für erwachsene Lernende zum Entdecken, wie ich sie über viele Jahre geleitet habe, helfen, kindliche Erfahrungswelten zu rekonstruieren, oder sie überhaupt erst zu eröffnen. Im Umgang mit konkreten Dingen können Fragen gestellt und Fehler gemacht werden. Wissen wird nicht mehr nur schnell im Kopf bewegt, sondern mit Erfahrungen verbunden, die Bedeutung für einen selbst haben. Erst danach kommt Pädagogik, Didaktik, Methodik ins Spiel. Ich halte solche Lernweisen von Erwachsenen für notwendig, wenn ich auch nicht glaube, dass sie allein dazu beitragen, Unterricht grundlegend zu verändern.

Inzwischen experimentiere ich nicht mehr nur mit konkreten, sondern auch mit virtuellen Lerngegenständen und versuche, das Lernen mit dem und über den Computer ebenfalls zu einem Akt der Entdeckung zu machen. Meine alten und neuen Lernerfahrungen möchte ich gern in den Verein einbringen und zusammen mit anderen daran arbeiten, Lernen immer wieder neu zu begreifen und Wirklichkeit werden zu lassen.