Entdeckendes Lernen e.V.![]() www.entdeckendes-lernen.de |
Ich habe 1987 die Lernwerkstatt an der Technischen Universität Berlin und damit das Entdeckende Lernen kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits vom Lehramtsstudium verabschiedet, weil mir weder Theorie noch Praxis sinnvoll, fruchtbar und spaßvoll erschienen.
Von Anfang an hatte ich in der Lernwerkstatt nun das Gefühl, dass dieses pädagogische Verständnis nicht nur meinen persönlichen Vorstellungen näher kommt, meine Potenziale fördert und mich auf vielfältige Weise zum Denken anregt, sondern dass damit auch schulisches Lernen und entsprechende Interaktions- und Bildungsprozesse wieder sinnvoll und ansprechend gestaltet werden könnten. In der Zusammenarbeit mit Kolleginnen, Studierenden, Lehrenden, Gesundheitsfachkräften u.a. konnte ich in den letzten 10 Jahren vielfältige Erfahrungen mit dem Ansatz sammeln, die ich im Rahmen meiner Promotion einer intensiven Reflexion unterzog.
In meiner Arbeit an der Pädagogischen Hochschule biete ich den Studierenden Entdeckendes Lernen in vielfältiger Weise an: wir arbeiten Theorien und Konzepte auf, schauen die bildungstheoretische Gesamtlandschaft an, machen Workshops zum Entdeckenden Lernen und suchen den Austausch und die Zusammenarbeit mit Schulen der Region, die sich an einem solchen Ansatz orientieren bzw. sich ihm verbunden fühlen. Entdeckendes Lernen stellt für mich ein umfassendes Lern- und Bildungsverständnis dar, das quer zu den Fächern liegt und dabei hilft, eine Reihe von zusätzlichen Forderungen, die an Schule herangetragen werden (wie z.B. Gesundheitsförderung, Umweltbildung, multikulturelles Lernen etc.) zu integrieren.
Die jahrelangen Erfahrungen mit dem Lern- und Lehrverständnis und entsprechende Reflexionen, haben Entdeckendes Lernen für mich schon fast zu einer professionellen Haltung werden lassen, mit der ich den überwiegenden Teil meiner beruflichen Handlungen und Entscheidungen angehe oder es zumindest versuche.
In meinen Forschungsarbeiten beschäftige ich mich ebenfalls mit diesem Ansatz, mit seiner Übertragbarkeit in schulische Praxis, mit seinen Bezügen zu anderen Bildungskonzepten und Theorien aus Gesundheit und Therapie.
Ich sehe in der Europäischen Vereinigung zum Entdeckenden Lernen die Chance, die Potenz, die in dem Ansatz Entdeckenden Lernens steckt, weiter zu entwickeln. Entdeckendes Lernen ist m.E. viel mehr, als nur ein Unterrichtskonzept oder ein methodische Herangehensweise wie es an vielen Stellen in Theorie und Praxis immer noch diskutiert wird. Dazu erscheint es mir wichtig und notwendig, den Kontakt und Austausch mit "Gleichgesinnten" auch in anderen Berufsfeldern zu suchen und zu intensivieren. Ich finde es sehr spannend mich mit Menschen, die in der Pflege tätig sind, über deren pädagogischen Auftrag zu unterhalten. Wie werden hier Lernprozesse für Patienten und Patientinnen organisiert? Wie werden chronische Erkrankungen, Behinderungen mit den Betroffenen bearbeitet? Welche Angebote werden den Betroffenen im Sinne von Lernerfahrungen gemacht? Welche Grundannahmen stützen die Interaktionsprozesse? Kann Entdeckendes Lernen dabei helfen?
Diese Fragestellungen, die Erfahrungen hierzu, die Schwierigkeiten in der Umsetzung entsprechender z.T. bereits entdeckender Lernangebote mit denen zu vergleichen, die ich in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehren und in der Schulpraxis erlebe, erscheint mir sehr gewinnbringend.
Ich hoffe, dass dieser professionsübergreifende Zusammenschluß dazu beiträgt, Entdeckendes Lernen "praktikabler" zu machen, indem wir es besser verstehen lernen, mutiger damit umgehen und es in Theorie und Praxis verankern. Dazu ist mir die Verschränkung von wissenschaftlicher Betrachtung und unmittelbarere Handlungspraxis besonders wichtig.
In diesem Zusammenhang finde ich es spannend, Formen der Begleitung solcher Professionalisierungsprozesse im beruflichen Handlungsfeld zu erproben und als Erfahrungen sichtbar zu machen. Entsprechende Weiterbildungsangebote, Handreichungen und Materialien sollten langfristig für diesen Zusammenhang entwickelt werden.